Interview mit Juri Schlünz

In einem seiner wenigen Interviews stand uns Hansa-Ikone und Wahl-Satower Juri Schlünz exklusiv mit Rede und Antwort zur Verfügung.
Seit nun zehn Jahren ist er mit seiner Familie in Satow sesshaft und auch immer wieder ein gern gesehener Gast in der Mosterei. Hier gilt dem Rhabarber-Saft seine Vorliebe.
Der ehemalige Spieler und Trainer des FC Hansa geht in lockerer Interviewatmosphäre im Satower Hotel „Weide“ auf seine Karriere ein und gibt eine erste Bestandsaufnahme seiner neuen Tätigkeit als Vorstandsmitglied des Rostocker Bundesligisten.
    


Herr Schlünz, im nächsten Jahr begehen sie ihr 40- jähriges Vereinsjubiläum.
Solch eine Vereinstreue ist in der Bundesliga – gerade heutzutage – nur selten anzutreffen. Woher rührt diese Verbundenheit?
 

Einerseits haben wir früher die Vereine einfach nicht so oft gewechselt. Andererseits habe ich mich immer wohl gefühlt in Rostock. Das war einfach von kleinauf mein Verein.
Es gab als Spieler und auch als Trainer die Möglichkeit innerhalb der Bundesliga zu wechseln, aber ich habe mich schlussendlich immer wieder für Rostock entschieden.  

Sie galten als technisch perfekt und freistossstarker Mittelfeldregisseur.
Ein Jahrzehnt später erfüllt Zafer Yelen diese Position. Doch wieviel vom jungen Juri Schlünz steckt im türkischen U21- Nationalspieler? 

Die Frage ist sehr interessant. Also die Zeiten sind zunächst grundsätzlich verschieden. Aber ich muss ohne Neid sagen, der Junge ist am ruhenden Ball besser als ich. Er hat eine unglaubliche Schusstechnik. Das ist mit das Beste was ich je gesehen habe. Ich hoffe, dass er sein großes Potential in der Bundesliga noch verbessern kann, denn die erste Liga kommt seiner Spielweise noch mehr entgegen.  

Sie können auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Doch welche Ziele haben sie aus heutiger Sicht für sich nicht erreicht als Spieler? 

Ich hatte mir stets Ziele gesteckt in all den Jahren. Als kleiner Junge wollte ich unbedingt bei Hansa spielen, später dann unbedingt mal im vollbesetzten Ostseestadion- das habe ich dann mit 17 Jahren geschafft. Schon früh hatte ich auch den Wunsch Trainer im Nachwuchsbereich zu werden. Neben dem Fußball studierte ich sechs Jahre Diplomsportlehrer und bin schließlich Trainer geworden.
Doch das einzige was mich heute noch ärgert, ist, dass ich nie ein Länderspiel machte. Die Anforderungen gingen zu DDR- Zeiten mehr in Richtung Schnelligkeit und Athletik.
Da hätte ich noch konsequenter an mir arbeiten müssen. (schmunzelt)
  

Warum haben sie immer betont Co-Trainer bleiben zu wollen und erst beim dritten Anlauf den Cheftrainer-Posten übernommen. 

Eigentlich wollte ich stets Trainer im Nachwuchsbereich bleiben.
Als ich 1997 in Köln meinen Abschluß zum Fußballlehrer machte, kam von Hansa ein Anruf, ob ich unter dem neuen Trainer Ewald Lienen als Co-Trainer arbeiten würde.
Somit saß ich von dann an mit auf der Bank. Sportliche Misserfolge meiner Vorgänger machten mich interimsfunktionell für einige Spiele zum Cheftrainer. Doch selbst als wir Erfolg hatten, war es nicht mein Bestreben länger in der Verantwortung zu bleiben. Ich fühlte mich noch nicht reif dafür. 
Nachdem ich aber nach Vehs Rücktritt zum dritten Male einsprang, entwickelte sich alles zum Selbstläufer.
Wenn ich heute auf diese Situation zurückblicke, würde ich es auch immer wieder machen und habe es auch nicht bereut.
Es war eine riesige Erfahrung und hat mir gezeigt, dass ich auch in der Bundesliga eine Mannschaft führen kann.
  

Interview mit Juri Schlünz
                                       (Mostblog-Kolumnist Tobias mit Juri Schlünz)

Nachdem sie in der Saison 2003/2004 die Mannschaft vor dem Abstieg gerettet hatten, sagten sie in einem Interview, dass sie sich einen Abstieg nie verziehen hätten. Ein Jahr später kam dann leider doch der Abstieg – wie war die Zeit danach für sie? 

Ich habe sehr gelitten, fühlte mich wirklich schuldig. Wenn man so lange bei einem Verein ist, kann man das nicht einfach so wegstecken. Schließlich bin ich mit dem Verein groß geworden. Aber dieser Schatten ist mit Hilfe von Frank Pagelsdorf, dem Trainerteam und der Mannschaft zum Glück beseitigt worden. Für mich war die Freude beim Aufstieg riesig, als wenn ich noch selbst mitgespielt hätte.  

Seit Juli sind sie nun als Vorstandsmitglied verantwortlich für den Amateur- und Nachwuchsbereich. Wie sieht dieser Aufgabenbereich genau aus? 

Ich kümmere mich heute um elf Nachwuchsteams, von der U23- Amateurmannschaft bis zu den siebenjährigen der F2 Mannschaft und um die haupt- und ehrenamtlichen Nachwuchstrainer.
Am Wochenende stehen dann Spielbeobachtungen auf dem Plan, ob von den eigenen Jugendmannschaften oder anderen.
Diese Aufgabe ist zwar neu für mich, aber total interessant und vielfältig.  

Hansas erklärtes Ziel ist es, bester Ausbildungsverein in Deutschland zu werden. Wie realistisch ist dieses Bestreben? 

Hansa Rostock hatte immer schon eine gute Nachwuchsarbeit.
Mit unserem Jugendinternat, den Fussballplätzen und den kooperierenden Schulen sind wir nun seit einigen Jahren sehr gut aufgestellt und davon profitieren wir nun. Viele Eltern die ihre Kinder hier zum Probetraining bringen, sind total begeistert und das spricht sich dann auch bundesweit rum.
Und wenn man dann so einen jungen wie Toni Kroos hervorbringt, der wahrscheinlich bald ein Profivertrag bei Bayern München erhält, dann darf man schon ziemlich stolz sein.
 

An diesem Wochenende startet für Hansa nun das Unternehmen Klassenerhalt. Der Optimismus im Umfeld ist groß – doch wie realistisch ist dieses Ziel? 

Das ist total realistisch. Wer sich im Vorfeld wie verstärkt hat, ist unrelevant.
Das Beispiel Cottbus zeigt, dass man auch mit wenigen Mitteln die Klasse halten kann. Man muss mit Begeisterung und Selbstvertrauen die Spiele angehen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir eine gute Mannschaft haben.
  

Gleich am ersten Spieltag geht es zum Rekordmeister nach München.
Man will nicht als Stadiontourist anreisen  – ist aber wirklich was zu holen?
 

Na das Stadion kennen sie ja nun schon von den letzten beiden Jahr
en. Man muss dort hinfahren, an sich glauben und einen guten Tag erwischen. Und oft war es auch so als wir in München spielten. Es gibt manche Mannschaften, die liegen einem.
Ich habe als Spieler gegen Bayern München gewonnen, als Co-Trainer, als Cheftrainer und auch als Fan. 

Also lassen wir uns auf eine erfolgreiche Saison hoffen.
Vielen Dank für dieses Interview und weiterhin viel Erfolg mit ihrer Arbeit beim FC Hansa.
 

Juri Schlünz wurde am 27. Juli 1961 in Berlin geboren und wuchs in Rostock auf. Er ist seit 1968 Mitglied des FC Hansa Rostock und führte seinen Verein als Kapitän 1990/91 zum DDR-Meister-Titel und FDGB-Pokal-Sieger. Zum Ende seiner Karriere wechselte er 1994 als Spieler zum Parchimer FC. Seit 1996 war er dann Jugend-, Co- und Interimstrainer bei Hansa Rostock. Von Oktober 2003 bis zum 14. November 2004 war er Cheftrainer beim FC Hansa. Nach seinem Rücktritt trainierte er die C-Jugend des Vereins und wurde im Juli 2007 für vier Jahre als Vorstandsmitglied bestätigt mit der Verantwortung für den Amateur- und Nachwuchsbereich. Juri Schlünz ist verheiratet und hat zwei Söhne.

So nun zum Gewinnspiel…

Wenn Ihr die Gewinnspielfrage richtig beantwortet, könnt Ihr mit etwas Glück eine von Juri Schlünz signierte Satower Saftbox gewinnen.

Die Gewinnspielfrage lautet:

Das wieviel jährige Vereinsjubiläum beim FC Hansa Rostock feiert Juri Schlünz im nächsten Jahr?

Die richtige Antwort einfach an :     info@satower
-mosterei.de

Einsendeschluss ist der: 19.08.07

Juri Schlünz beim signieren der Saftbox
                                             (Juri Schlünz beim signieren der Saftbox und ich)